Verkauf von Liegeminuten statt Matratzen – umweltschonend und innovativ
Warum Matratzen an Hotels verkaufen, wenn man sie vermieten kann? Das hat sich der Matratzen-Hersteller Elite Beds gedacht und gleich noch ein digitales Messgerät eingebaut. So schlug das KMU zwei Fliegen mit einer Klappe: hochwertige Matratzen sind für mehr Hotels erschwinglich und die Umwelt wird geschont.
Die Idee sei ihm gekommen, weil er zuvor in der Autobranche tätig war, erklärt François Pugliese. Er ist seit 2006 Direktor des Schweizer KMUs Elite. Ein Traditionsunternehmen, das seit 1895 Matratzen und Betten in der Schweiz produziert.
Bei den Autos sind Leasing-Konzepte weit verbreitet, auch weil ein Kauf eine hohe einmalige Investition erfordert. Das ist bei den hochwertigen, in Handarbeit produzierten Matratzen mit lebenslanger Garantie von Elite Beds nicht anders. Dieser Anspruch hätte das KMU einst fast ruiniert. «Mit Smart Lease konnten wir unseren Umsatz im Hotelsektor verdoppeln», erzählt François Pugliese. Smart Lease ist ein unsichtbares Messgerät, über das jede Matratze mit Bewegungs- und Drucksensoren ausgestattet ist. Es dokumentiert die Belegung und damit die Grundlage der Abrechnung. Denn ein Hotel zahlt nur die Minuten, in denen das Bett tatsächlich belegt ist.
So braucht es keine hohen Vorabinvestition. Die finanzielle Belastung passt sich an saisonale Schwankungen an, will heissen, dass die Kosten nur dann entstehen, wenn es auch Einnahmen gibt. Trotzdem können die Hotels den Gästen ein aussergewöhnliches Schlaferlebnis bieten. Laut einer Studie sind es Betten und guter Schlaf mit denen ein Hotel bei den Gästen besonders punkten kann.
Lange Lebensdauer – weniger Kosten
Hinzu kommt, dass Hotels mit den Elite-Matratzen ruhigen Gewissens mit einem Umwelt-Vorteil und swissmade werben können. Und schliesslich: «Der Fabrikant, der nur den Nutzen des Produkts verkauft, hat grosses Interesse daran, die Lebensdauer seiner Artikel zu verlängern, um die Produktionskosten zu verringern», schliesst François Pugliese ab. Dadurch gibt es am Ende weniger Abfall und es werden Ressourcen gespart.
Seit 2012 bietet das KMU die neue Dienstleistung an. Zum Service gehört eine jährliche Desinfektion der Matratzen mit einem zertifizierten und umweltschonenden Verfahren. Ausserdem sind Lieferung und Montage sowie die Betreuung der digitalen Infrastruktur inklusive. Auch Sonderwünsche, wie zum Beispiel ausgefallene Masse, können umgesetzt werden.
Mieten – ein Geschäftsmodell der Kreislaufwirtschaft
Mit diesem Geschäftsfeld ist es dem traditionellen KMU ganz nebenbei gelungen, Kreislaufwirtschaft umzusetzen: Mit dem Vermieten der Matratzen sorgt es durch Langlebigkeit und optimaler Auslastung dafür, dass seine Produkte länger im Kreislauf bleiben.
Neben dem Reparieren, dem Wiederaufbereiten und Wiederverwenden ist das Mieten ein Geschäftsmodell der Kreislaufwirtschaft, das besonders ressourcenschonend ist. Es hält nicht nur Materialien im Kreislauf, sondern ganze Produkte.
Was ist Kreislaufwirtschaft und welchen Umweltnutzen hat sie?
Kreislaufwirtschaft ist ein Gegenentwurf zu dem, wie wir momentan vorwiegend wirtschaften, nämlich linear. In der linearen Wirtschaft entnehmen wir der Umwelt Ressourcen, stellen daraus Produkte her, verkaufen sie, um sie nach einer häufig kurzen Nutzungsdauer zu entsorgen. In einer Kreislaufwirtschaft werden Produkte und Gebäude ressourcenschonend gestaltet bzw. gebaut und möglichst lange genutzt. Produkte werden geteilt, wiederverwendet, repariert, wiederaufbereitet und recycelt. Gelingt es uns, Material- und Produktekreisläufe zu schliessen, bleiben Rohstoffe für künftige Generationen erhalten, wir schonen das Klima und reduzieren die Abfallmenge. Davon profitiert sowohl die Umwelt als auch die Schweizer Volkswirtschaft.
Erfolgsfaktor: mutig Neues lernen
Um diesen Weg gehen zu können, habe es Mut gebraucht, resümiert François Pugliese. Alle Beteiligten mussten offen sein, Neues zu lernen. Dabei ging es nicht nur um interne Weiterbildung, sondern auch darum, potentielle Kundschaft zu überzeugen. Die digitale Lösung von Smart Lease habe diesbezüglich sehr geholfen. Auch dass die Mitarbeitenden der Firma von Anfang an mit einbezogen wurden, habe eine wichtige Rolle für den Erfolg gespielt. So konnten sie Ideen einbringen und ihre Kompetenzen im Prozess weiterentwickeln.
Mutig Neues zu lernen – ein Faktor, der bei der Umstellung eines traditionell linearen Geschäftsmodells zum zirkulären eine entscheidende Rolle spielt. Das hat eine neue Studie bestätigt. Insgesamt 11 Faktoren hat der Think- and Do- Tank sanu durabilitas im Auftrag des BAFU und SECO identifiziert, die dabei helfen können, dass ein KMU erfolgreich durch Kreislaufwirtschaft ist.
Respekt gegenüber der Umwelt
Auch wenn die Nachhaltigkeit nicht das primäre Ziel der Neuerung war, passt sie zu den Werten des KMUs und ist dort fest verankert: Qualität, Know-how und natürliche Materialien. Der Respekt gegenüber der Umwelt ist zentral für das KMU. Dazu passt die Zertifizierung durch das EU-Ecolabel sowie der Formulierung des Ansatzes: «Den Lebenszyklus des Produkts von der Rohstoffgewinnung, Herstellung, Verteilung und Verwendung bis zum Recycling oder zur Entsorgung nach dem Gebrauch berücksichtigen».
Am Ende bleibt das Thema Kreislaufwirtschaft für ein KMU aber eindeutig eine finanzielle Überlegung. Wer hätte vor ein paar Jahren geglaubt, dass Schlafen als Service ein Erfolgsmodell ist? Elite Beds hat daran geglaubt und damit das Bettmatratzengeschäft in ihrem Bereich revolutioniert – und schont gleichzeitig die Umwelt: weniger Abfall, weniger Ressourcenverbrauch.
N°6: mutig Neues lernen – Unternehmenskultur fördern, die Innovation und das Erlernen neuer Fähigkeiten unterstützt.
Eine neue Studie hat elf Faktoren identifiziert, die dabei helfen, dass ein Schweizer KMU erfolgreich durch Kreislaufwirtschaft ist.