Revendo gibt gebrauchten Smartphones ein zweites Leben
Das Schweizer KMU blickt bereits auf über zehn erfolgreiche Jahre zurück, hat ein starkes Zeichen gegen die Wegwerfmentalität und für die Kreislaufwirtschaft gesetzt. Damit spart es Ressourcen, Energie sowie Abfall und schont die Umwelt.
Begonnen hat alles, als Aurel Greiner noch zur Schule ging. Schon damals war er gut darin, Handys und Computer zu reparieren. Er stellte fest, dass er sich mit seinen Fähigkeiten etwas Geld dazu verdienen konnte: Ein gebrauchtes Gerät kaufen, es «aufmotzen» und dann teurer wieder verkaufen. Eigentlich wollte er Energie- und Umwelttechnik studieren, aber er war so fasziniert vom Handel mit Gebrauchtwaren, dass er beschloss, seine Idee zu professionalisieren. Geholfen hat dabei auch ein Blick nach Deutschland. Denn dort wurde der Service bereits erfolgreich angeboten. 2013 gründete er zusammen mit Laurens Mackay Revendo.
Ein physischer Ort schafft Vertrauen
«Wir glauben daran, dass es sich lohnt, ein Zeichen zu setzen gegen übertriebenen Konsum und Wegwerfmentalität. Deshalb setzten wir alles daran, einen Geräte-Kreislauf zu etablieren, der auf Upcycling und Wiederverwendung basiert», erklärt Aurel Greiner das Geschäftsmodell. Das KMU Revendo hat aus dem ständigen Drang zum neusten Produkt ein Geschäft gemacht. «In der Schweiz kaufen sich viele bereits nach eineinhalb bis zwei Jahren ein neues Handy, zu einem Zeitpunkt, an dem das alte Gerät noch voll funktionsfähig ist», weiss Aurel Greiner. Revendo bringt diese Leute mit Kunden und Kundinnen zusammen, die zwar gerne ein hochwertiges Produkt hätten, sich aber ein neues Gerät nicht leisten können oder wollen. Das Konzept beruht auf drei Grundpfeilern: Ankauf von alten Geräten, auch direkt von der Kundschaft, Reparatur beschädigter sowie Update veralteter Geräte und Wiederverkauf mit Garantie.
Zuerst wollten sie das Geschäft nur online betreiben, erzählt Aurel Greiner, dann eröffneten sie aber relativ schnell einen ersten Laden an ihrem Standort in Basel. Eine gute Entscheidung. «Wir haben festgestellt, dass die Eröffnung einer Filiale unsere Bekanntheit stark erhöht. Die Umsätze in unserem Onlineshop sind in denjenigen Regionen, in denen wir einen Shop betreiben, höher als in den anderen», erklärt Aurel Greiner. Ein physischer Ort schaffe zudem Vertrauen. Das sei im Gebrauchthandel sehr wichtig und dementsprechend ein bedeutender Aspekt im Konzept von Revendo. Schliesslich wollen diejenigen, die ihre alten Geräte an Revendo verkaufen darauf vertrauen, dass ihre Daten gelöscht werden. Die Kundschaft, die kauft, muss wiederum darauf vertrauen, dass die wiederaufbereiteten Geräte haltbar sind. «Von Anfang an hatten wir Kunden, die zu uns kommen wollten, um die Geräte vor dem Kauf zu testen», ergänzt Aurel Greiner, «heute machen wir 50 % unseres Umsatzes in unseren Filialen».
Erfolgreich durch Kreislaufwirtschaft
In einer neuen Studie wurden elf Faktoren identifiziert, die Schweizer KMUs dabei helfen, erfolgreich durch Kreislaufwirtschaft zu sein. Physisch präsent sein ist einer davon. Revendo war eines der 15 erfolgreichen Schweizer KMUs, die für die Studie vom Think- and Do- Tank sanu durabilitas im Auftrag des BAFU und SECO befragt wurden.
Das Wiederaufbereiten, wie es Revendo macht, ist ein Geschäftsmodell der Kreislaufwirtschaft, das besonders ressourcenschonend ist. Neben dem Wiederaufbereiten kann auch die Wiederverwendung, das Reparieren und das Teilen die Lebensdauer von Produkten verlängern. Wird das Produkt doch einmal zu Abfall, dann kommt das Recycling ins Spiel. Bei diesen zirkulären Geschäftsmodellen verdient ein Unternehmen sein Geld, in dem es Produkt- und Materialkreisläufe schliesst. Das schont die Umwelt, denn es spart Ressourcen, Energie und reduziert Abfallberge.
Was ist Kreislaufwirtschaft und welchen Umweltnutzen hat sie?
Kreislaufwirtschaft ist ein Gegenentwurf zu dem, wie wir momentan vorwiegend wirtschaften, nämlich linear. In der linearen Wirtschaft entnehmen wir der Umwelt Ressourcen, stellen daraus Produkte her, verkaufen sie, um sie nach einer häufig kurzen Nutzungsdauer zu entsorgen. In einer Kreislaufwirtschaft werden Produkte und Gebäude ressourcenschonend gestaltet bzw. gebaut und möglichst lange genutzt. Produkte werden geteilt, wiederverwendet, repariert, wiederaufbereitet und recycelt. Gelingt es uns, Material- und Produktekreisläufe zu schliessen, bleiben Rohstoffe für künftige Generationen erhalten, wir schonen das Klima und reduzieren die Abfallmenge. Davon profitiert sowohl die Umwelt als auch die Schweizer Volkswirtschaft.
Wiederaufbereiten: viel nachhaltiger als Recycling
Mit seinem Konzept ist das KMU sehr erfolgreich. Mittlerweile beschäftigt es 140 Mitarbeitende in fünf Ländern. Und obwohl sie so erfolgreich sind, ärgert es Aurel Greiner trotzdem, dass in der Schweiz das Recycling so hofiert wird: «Viele Menschen denken, dass Upcycling praktisch das gleiche wie Recycling ist. Es gibt aber entscheidende Unterschiede. Beim Recycling werden die Produkte in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt, die dann erneut dem Produktionskreislauf zugeführt werden. Beim Upcycling hingegen wird das Produkt nicht zerlegt, sondern bleibt abgesehen von ein paar ausgetauschten Teilen als Ganzes im Verwendungskreislauf. Recycling zu betreiben ist zwar nachhaltig, jedoch noch lange nicht so nachhaltig wie Upcycling.» Deswegen findet Aurel Greiner, dass seine Branche in der Schweiz von einer ebenso starken Förderung profitieren sollte wie die Recycling-Unternehmen.
N°5: physisch präsent sein – eine zentrale Verkaufsstelle bieten, um Vertrauen zu stärken und die Sichtbarkeit von Kreislaufwirtschaft-Geschäftsmodellen zu erhöhen.
Eine neue Studie hat elf Faktoren identifiziert, die dabei helfen, dass ein Schweizer KMU erfolgreich durch Kreislaufwirtschaft ist.